Braucht es Bugtracking noch?
Ilker Cetinkaya bloggte zu dem Thema und kam zum Schluss, dass Bugtracking heutzutage unnötig sind. „Aber sicher braucht es dies noch!“ war mein erster Gedanke. Ich las darauf hin nochmals seinen Beitrag und dachte ein wenig länger über seine Argumente nach.
Heutige Projekte meint bei ihm Projekte, die ein agiles Vorgehensmodell haben, TDD und CI in vollem Umfang nutzen und generell gemäss Clean Code Developer die Qualität hochhalten. Bugs werden so weit wie möglich durch Unit Tests verhindert und wenn ein Bug durchkommt, wird dessen Behebung mit einer dem Kundennutzen entsprechenden Priorität versehen. Entweder wird dieser gleich behoben oder verworfen, falls er nicht wichtig ist.
Außerdem: Gefühlt implementiert nahezu jeder, der was auf sich hält seine Software mit agilen Methoden und Praktiken. Scrum und XP sind schon längst angekommen; und mit TDD und Clean Code wir bewegen uns auf einem hohen Niveau, oder nicht?
Das wäre schön. Das was „jeder“ macht wird zwar oft agil genannt, doch ist es das wirklich? Oder ist es nicht eher ein Etikettenschwindel?
Bei mir läuten die Alarmglocken. Ich höre schon die Leute sagen, dass man als agiles Projekt generell kein Bugtracking braucht. Genau so wenig wie Dokumentation. Oder eine Planung. Doch nur weil man die Dokumentation weglässt, ist man noch lange nicht agil!
Bei länger laufenden Projekten hat die Nachvollziehbarkeit eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Die Entwickler-Teams ändern gleich wie die Kundenvertreter, neue Leute kommen und gehen. Ein Bugtracking hilft da schon abgeklärte Probleme nicht ständig wieder von vorne behandeln zu müssen. Die Erarbeitung von Workarounds kann da vielleicht ebenfalls abgelegt werden, gleich wie die Anleitung zur Reproduktion des Bugs oder einer Begründung, wieso man auf die Fehlerbehebung verzichtet. Das macht natürlich auch nur dann sinn, wenn man die offenen Bugs abarbeitet. Einfach mal aufnehmen und dann jahrelang nicht bearbeiten kann nicht der Sinn der Sache sein. Das liegt aber nicht per se am Bugtracking, sondern wie man damit arbeitet.
Bugtracking lässt sich mittels Software vereinfachen. Wie man Bugs (und Feature Requests) aufnimmt und bis zur Erledigung ablegt, muss zum Projekt passen. Bugtracker sind da eine Möglichkeit, die bei der Verfolgung der Bugs helfen. Aber je nach Projektgrösse genügt auch eine Textdatei oder ein Wiki. Ein halbwegs brauchbarer Bugtracker sollte einem auch beim Auswerten der Bugs helfen. Kann man auf Klassen- oder zumindest auf Komponentenebene die Bugs kategorisieren und auswerten, sieht man wo man bessere Tests schreiben muss. Zu wissen wo die Qualität nicht den Anforderungen entspricht ist auch bei Legacy-Code sehr hilfreich. Dort fehlt es ja meistens an Unit Tests. Kann man mit gezielten Verbesserungen genau dort ansetzen, hat am Ende auch der Kunde etwas davon.
Für mich ist Bugtracking daher wichtig. Wie bei allem stellt sich auch da die Frage, wie viel Aufwand man betreiben will. Es ist sicher nicht der Sinn der Sache, die ganze Zeit nur Bugs zu erfassen und dann keine Zeit für deren Behebung zu haben. Wie man die Kunden informiert und wie man die Bugs abarbeitet liegt nicht per se am Bugtracking, sondern wie man dies definiert und lebt.
In der Zwischenzeit fand ich eine Antwort von Golo Roden zum Post von Ilker Cetinkaya. In seinem Blogpost gibt es weitere gute Aspekte zur Begründung von Bugtracking.